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Wohnen und Gesundheit – Erforschung Sozioökonomische Ungleic

Verfasst: 23.10.2012
von hifi
Leben wir in einer Nachbarschaft mit einem tiefen sozioökonomischen Status, ist unser Sterberisiko erhöht: Diesen Zusammenhang haben Forschende des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern nun mit einem neuen Index für die Schweiz nachgewiesen.

Dass sowohl unser sozioökonomischer Status als auch das regionale Umfeld Einfluss auf unsere Gesundheit haben, ist bereits bekannt. In der Schweiz gab es aber bisher keinen Index, um die nähere Nachbarschaft, in der wir leben, diesbezüglich zu beschreiben. Eine Gruppe um den Doktoranden Radoslaw Panczak und Professor Matthias Egger vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern hat jetzt in Zusammenarbeit mit Forschenden in Lausanne und Bristol (UK) einen solchen Index entwickelt.

Dazu bestimmten sie für jedes Gebäude in der Schweiz die unmittelbare Nachbarschaft. Diese bestand aus rund 50 der umliegenden Häuser. Basierend auf den Mieten, der Bildung, den Berufen und den Wohnverhältnissen wurde der nachbarschaftliche sozioökonomische Index von insgesamt 1.27 Millionen Häusern errechnet. Die Daten stammten aus den anonymisierten Angaben der Volkszählung 2000 und wurden mit unabhängigen Daten über Einkommen und Sterberaten von 2001 bis 2008 kombiniert. Daraus entstand der «Swiss neighbourhood index of socioeconomic position» (Swiss-SEP), dessen Ergebnisse nun im «Journal of Epidemiology & Community Health» publiziert wurden.
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Niedrigste Index-Kategorie weist höchstes Sterberisiko auf

Der Index wurde in zehn Kategorien unterteilt, mit 1 als tiefstem und 10 als höchstem Indexwert. Anhand dieser Kategorien analysierten die Forschenden die Sterblichkeit in der Schweizer Kohortenstudie (Swiss National Cohort). Dabei zeigten sich je nach Wohnort für einige Todesursachen beträchtliche Unterschiede im Sterberisiko. Insgesamt war das Risiko, von 2001 bis 2008 zu sterben, in Haushalten in der niedrigsten Index-Kategorie um 40 Prozent höher als in den Haushalten in der höchsten Kategorie.

Am stärksten erhöht war das Risiko für den Tod durch Verkehrsunfälle, Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs sowie Herzinfarkte. Hingegen war das Suizidrisiko in den Haushalten der niedrigsten Kategorie tiefer als in jenen der höchsten Kategorie. Die Forschenden erklären dies durch die in der Schweiz nicht ausdrücklich geregelte Suizidbeihilfe, die Studien zufolge vor allem in gut gebildeten, urbanen Schichten praktiziert wird.

Geografisch konzentrierten sich die Kategorien mit dem höchsten Index-Wert in den urbanen Ballungszentren, allen voran Zürich, Genf, Basel, Bern und deren Umgebung, etwa am Genferseebogen oder auf beiden Seiten des Zürichsees. Nachbarschaften der niederen Kategorien finden sich vor allem unmittelbar nördlich der Alpen, wo keine Seen sind, nördlich des Neuenburger- und Bielersees sowie in den alpinen Tälern. [...]

«Sozioökonomische Ungleichheiten sind auch in der Schweiz ein wichtiges Thema», sagt der Leiter der Studie, Matthias Egger. «Mit diesem Index steht nun ein Instrument zur Verfügung, um diese Ungleichheiten zu lokalisieren, Massnahmen zu planen und deren Wirksamkeit zu evaluieren.»


25.06.2012 Quelle

Artikel komplett auf Anfrage. Kostenpflichtig.

Re: Wohnen und Gesundheit - Erforschung Sozioökonomische Ungleichheiten

Verfasst: 23.10.2012
von hifi
Kommentar. Ich finde den Ansatz der Forschung interessant, ohne vorwegnehmen zu können, ob die Ergebnisse für uns brauchbar sind oder nicht. Dazu muss erst ich erst den Artikel auf englisch durcharbeiten. Danach können Fragen an den Forschungsleiter in Bern weitergegeben werden, welcher sehr entgegenkommend ist.

Re: Wohnen und Gesundheit - Erforschung Sozioökonomische Ungleichheiten

Verfasst: 02.12.2012
von LEGO
Passt wunderbar dazu: http://oe1.orf.at/programm/321255 - kann nach Registrierung noch ca. 3 Wochen lang angehört werden.

"Belastungszone Schall" Der Inhalt ist WOW. Unsere laute Gesellschaft wird zwansläufig eine kranke Gesellschaft.

Eines der besten Zitate: "Wir sind mit den Dezibel am Ende ... Frequenz wichtiger als Pegel"

Unbedingt anhören - und falls es jemand schafft, die Datei zu, öh, "sichern" ... I'd be most interested.

Re: Wohnen und Gesundheit - Erforschung Sozioökonomische Ungleichheiten

Verfasst: 10.12.2012
von obod0002
Unsere laute Gesellschaft wird zwansläufig eine kranke Gesellschaft.
der Meinung war und bin ich auch.
Aber es gibt scheinbar weitere Einflußfaktoren. In bezug auf den Brumm war das laute Amerika eine echte Wohltat für uns. Null Brumm. Und dort drüben ist es viel viel lauter als bei uns.

Re: Wohnen und Gesundheit - Erforschung Sozioökonomische Ungleichheiten

Verfasst: 08.10.2015
von yewie56
Umweltgeräusche überdecken den BT ?

Re: Wohnen und Gesundheit - Erforschung Sozioökonomische Ung

Verfasst: 03.11.2015
von hifi
Kinder, die in der Nähe von Autobahnen oder Autostrassen wohnen, haben wahrscheinlich wegen krebserregender Stoffe in den Abgasen ein erhöhtes Risiko, an Leukämie zu erkranken. Berner Sozial- und Präventivmediziner fanden einen Zusammenhang zwischen dem Wohnort und den von 1985 bis 2008 in der Schweiz registrierten Krebserkrankungen bei Kindern.

Krebserkrankungen bei Kindern sind selten. Dennoch erkranken in der Schweiz jährlich über 200 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren daran – nach Unfällen ist Krebs die wichtigste Todesursache bei Kindern. Am häufigsten treten Leukämien und Hirntumore auf. Die Ursachen von Krebserkrankungen in diesem jungen Alter sind noch weitgehend unbekannt. Neben einer gewissen genetischen Veranlagung wird auch der Einfluss von verschiedenen Umweltfaktoren diskutiert, wie zum Beispiel die Luftverschmutzung. Autoabgase etwa enthalten Benzol und andere bekannte krebserregende Stoffe. Eine im «European Journal of Epidemiology» publizierte Studie der Forschergruppe um Ben Spycher und Claudia Kuehni vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern (ISPM) erhärtet nun die Vermutung, dass Verkehrsabgase das Leukämierisiko bei Kindern erhöhen.
[...]

Die Forschenden untersuchten auch, ob sich ihre Resultate eventuell durch andere Faktoren erklären liessen wie sozio-ökonomische Unterschiede, ionisierende Hintergrundstrahlung aus dem Weltall und dem Erdgestein oder Distanz zu Hochspannungsleitungen. Doch dies war nicht der Fall: «Insgesamt deuten die Resultate tatsächlich darauf hin, dass Luftverschmutzung durch den Verkehr das Risiko für Kinderleukämien erhöhen kann, insbesondere im Kleinkindalter», sagt Claudia Kuehni.

Quelle