alles nur Einbildung?

Es gibt mehr tieffrequenten Schall bedingt durch grössere Maschinen (Flugzeugen, Autos und Schiffe) sowie durch Zunahme in Siedlungsnähe sowie Schallschutzmassnahmen und Schalldämmung, welche die Bandbreite im 'unhörbaren' Bereich akzentualisieren.
LEGO
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Re: alles nur Einbildung?

Beitrag von LEGO »

Das mit der (mangelnden) Fähigkeit zur Maskierung ist ein sehr valider Punkt.

Allerdings liegen die Frequenzbereiche, die als Maskierung von LFN funktionieren, wohl so ziemlich in der Mitte unseres hörbaren Spektrums, so dass klassisch betrachtet, eine Hörkurve mit einem starken Einbruch in der Mitte vorliegen müsste (Hörtrauma, Schäden durch Infektion etc.). ... solche Hörkurven entstehen aber soweit ich weiss, nicht mit dem Alter.

Interessante Story in diesem Zusammenhang: vor 2 Tagen besuchten meine Frau und ich ein ebenfalls LFN/IS - geschädigtes Ehepaar. Brumm mit den klassischen extraauralen Symptomen wie bei Pierpont beschrieben: Massive Schlafstörungen, Herzrasen, Kopfschmerz, verspannter Nacken - das volle Programm.

Den Brumm konnte ich schon vor dem Haus hören - interessant wurde es aber drinnen:

Frequenz: 1 - - 10 - - - - 100 - - - - - -1000
Bei uns ....:-------i||i|i-------------------------
Fam. E. ....:-----i|||||||||||i--------------------

Bei Familie E. setzte der Brumm tiefer ein und ging bis gut 85Hz... die Summe der Schallenergie war sicherlich größer und es war bis 80Hz auch noch signifikanter Pegel da (Screenschots folgen bei Gelegenheit).

Für mich hat sich der "Brumm" ganz genauso angehört wie meiner, nur etwas lauter. Ich war nicht in der Lage, eine tonale Differenzierung zu machen, hätten doch die 80Hz bereits anfangen müssen, die Frequenzen unter 50Hz zu "maskieren".... naja, vielleicht klappt das nur, wenn das maskierende Signal komplett unabhängig vom zu überdeckenden Bereich ist. Hier ist die Quelle ein Ventilator (Drehklang), da kann man annehmen, dass alle Bereiche des Spektrums einen zeitlichen Bezug zueinander haben...

Hm... kennt jemand vielleicht einen Psychoakustiker? ... würde langsam Zeit dafür...

LEGO
obod0002
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Re: alles nur Einbildung?

Beitrag von obod0002 »

Es wäre vielleicht interessant, wenn wir den Spaichinger Hörtest einmal machen, und unser Vermögen austauschen.
gerne: wann und wie?
obod0002
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Re: alles nur Einbildung?

Beitrag von obod0002 »

also, bei den ganzen Vermutungen hier, möchte ich auch noch eine zusteuern:

was ich bei den Messungen gesehen habe und was ja auch der Theorie entspricht haben alle Räume ihre Probleme mit Raummoden. Leider kommen die Raummoden mit kleiner werdenden Räumen in immer höhere und damit leichter hörbare Frequenzbereiche.

Wenn wir durch eine bestimmte Konstellation erst einmal auf unseren Brumm sensibilisiert sind (gewisse Pegel überschritten, gewisse Frequenzbereiche oder Frequenzgemische getroffen), DANN hören wir auch die Brumms an Orten wo wir sie zuvor nicht gehört haben (wo aber auch früher schon "Problem"frequenzen waren.

Wenn dem so wäre - ist zwar keine reine Theorie aber zumindest doch nicht wissenschaftlich belegt - so wäre die Frage der Fragen: was muß geschehen damit wir den Brumm wieder loswerden können?

Ich für meinen Teil habe ja immer dafür plädiert nicht die Ursache des Brumms herausfinden zu wollen, sondern die Brummfrequenzen resp. die deutlich erhöhten Frequenzen dort zu reduzieren wo ich mich in Räumen aufhalte.
Die Frage wäre allerdings - so das oben Beschriebene zutrifft - wann ich eine De-Sensibilisierung spüren würde (=weniger Brummanfälligkeit)?
LEGO
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Re: alles nur Einbildung?

Beitrag von LEGO »

Hallo obod0002,

eigentlich sehe ich hier gar nicht mal so viele Vermutungen, sondern unterschiedliche Aspekte von ein- und derselben Sache. Deine Zusammenfassung trifft sicher zu weiten Teilen zu.

Nur eine Erkenntnis ist relativ neu aber immens wichtig: Der zunehmende tieffrequente Lärm SELBST ist in der Lage unsere physiologischen und neurologischen Strukturen zur Hörwahrnehmung zu beschädigen. Das ist keine Vermutung, sondern Gegenstand und Aussage neuerer Publikationen seit 2006, bzw 2010 und 2011.

Deshalb ist es wichtig, Quellen und Ausbreitung genauso zu verstehen wie physiologische Wirkung und die nachgeschalteten psychoakustischen Prozesse.

Da wir alle vermutlich leicht differierende Brumm-Konstellationen (Vorbelastung, Art und Dauer der Exposition, Relation natürlicher "Hintergrundbrumm" zu künstlichem IS/LFN, Alter, individuelle Reizverarbeitung etc.) haben, müssen auch die Lösungen individuell differieren: Aber zunächst müssen wir darauf zielen, den künstlichen Brumm unserer unmittelbaren Umwelt zu minimieren - sonst erkranken wir stets aufs neue.

Ich denke, das ist unser bester Wissensstand heute - das kann sich morgen ändern. Wir sollten nicht den Fehler vieler Erfinder und Perpetuum-Mobile-Entwickler machen: weil wir die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema mit ihrer zugegebenermaßen therapeutischen Wirkung lieben, verlässt man den Weg der wissenschaftlichen Arbeit und verzichtet auf Validierung oder postuliert (Wunsch)Ergebnisse a priori oder schliesst andere kategorisch aus.

Ich zitiere einen Brummtonhörer (Badische Zeitung, 18. Januar 2010): "Woher das Brummen kommt, ist mir eigentlich egal" ... "ich will nur dass es aufhört". Verständlicher Wunsch, aber wenig aussichtsreicher Ansatz - vor allem weil derzeit künstliche Brumm"quellen" massiv zunehmen.

Wir bewegen uns auf Neuland, so unglaublich das klingen mag. Seit 100 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft mit der Wirkung von Schall auf den Menschen. Mir ist aber keine ernstzunehmende, aktuelle klinische Studie bekannt, die unter kontrollierten Bedingungen Probanden IS/LFN unterhalb deren Wahrnehemungsschwelle für eine LANGEN Zeitraum ausgesetzt haben. Wohl auch, weil solch ein Experiment unethisch wäre.

Diese Studien finden erst jetzt statt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist: Pierpont, Nissenbaum, A. Harry - das passiert JETZT: Die Probanden der Studien sind, genau wie wir, unfreiwillig Teil eines Experiments geworden, nachdem sie durch technische Installationen in der Nähe über einen langen Zeitraum niderfrequentem, sublimem Schall ausgesetzt waren.

LEGO
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