Brummton-Problem in Hämelerwald

Es gibt mehr tieffrequenten Schall bedingt durch grössere Maschinen (Flugzeugen, Autos und Schiffe) sowie durch Zunahme in Siedlungsnähe sowie Schallschutzmassnahmen und Schalldämmung, welche die Bandbreite im 'unhörbaren' Bereich akzentualisieren.
Antworten
40hz
Beiträge: 6
Registriert: 14.10.2011
Wohnort: Lehrte
Kontaktdaten:

Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von 40hz »

Ich wohne in Lehrte-Hämelerwald (Region Hannover)und werde seit Februar 2011 in meinem Haus durch einen Brummton belästigt.
Dieser schwankt stark, von kaum bis gar nicht hörbar (vorwiegend Sa/So)
bis sehr stark hörbar (wochentags, besonders nachts).
Die gehörte Frequenz liegt zwischen 40 und 50 hz (Vergleichstöne auf
youtube angehört).
Ein zunächst verdächtigter Gewerbebetrieb in der Nachbarschaft hat sich nach Prüfung durch das Ordnungsamt als Irrtum herausgestellt.
Daraufhin habe ich mich an das Umweltamt der Region Hannover gewandt. Dort war man auch bereit, eine Schallpegelmessung in meinem Haus zu machen. Es wurden tatsächlich tieffrequente Töne zwischen 8hz
und 80 hz festgestellt; die Differenz zwischen der C-Bewertung und der
A-Bewertung lag zwischen 20,7 und 24 dB, sodass eine Auswertung
erstellt wurde.
Leider lagen die Pegel der einzelnen Frequenzbänder unter der nach DIN 45680 genormten Hörschwelle (die muss wohl die Lobby der Schwer-
industrie festgelegt haben ??!!).
Insofern wurde die Sache von der Behörde nicht weiter verfolgt. immerhin hatte ich jetzt aber den Beweis, dass ich mir den Brummton
nicht einbilde (meine Frau hört ihn auch).
Tinnitus scheidet also aus, aber was nun ?
Habe zunächst vermutet, dass in der Nachbarschaft irgendwo Wärme-
pumpen oder ein Blockheizkraftwerk mit stümperhafter Schalldämmung
betrieben wird. Dies wurde vom Umweltamt aber auch verneint (nach
Rücksprache mit dem Bezirksschornsteinfeger).
Auch die Wasserleitung wurde überprüft, der Wasserverband hat extra
2 Mitarbeiter mit Körperschallmessgeräten geschickt, die haben aber
nichts gefunden.
Die Ursache muss wohl doch etwas weiter entfernt liegen.
Dazu eine kleine "Topografie" der Umgebung:
- es gibt ein Zentrallager eines Lebensmittelkonzerns, Luftlinie etwa 1 km
entfernt; lt. Internet arbeiten die mit Wärmepumpen
- ein Windpark südlich des Ortes, ca 10 WKA, wobei die nächste ca 4 km
Luftlinie entfernt ist
- ein Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 700 MW, Entfernung ca 5 km
Luftlinie
- mitten durch den Ort verläuft die Bahnlinie Hannover-Braunschweig
und noch deutlich weiter entfernt:
- ca 30 km Luftlinie entfernt wird ein stillgelegtes Bergwerk als Gas-
kaverne betrieben, rd 700 Millionen Kubikmeter. Dort hat sich vor
Jahren schon eine Bürgerinitiative gebildet, die die geplante
Erweiterung dieser Anlagen verhindern will; hier ist u.A. auch von
"Brummstörungen" die Rede...

Wer kommt nun als Verursacher in Frage ?
Nach physikalischen Gesetzen müsste es doch der am nächsten liegende
sein. Auch tieffrequenter Schall kann doch in den Boden abgegeben nicht
den Dämmfaktor "null" haben.

Weitere Fragen an die Nutzer des Forums:

- hat schon mal jemand eine Hörschwellenmessung für die tieffrequenten
Töne machen lassen ? Habe bei HNO-Ärzten und beim Hörgeräte-
akustiker nachgefragt. Die fangen alle erst bei 125 hz an.

- hat jemand Erfahrung mit Dämm-Maßnahmen gegen Körperschall z.B.
Außendämmung der Kellerwände mit Styrodur o.ä.)?

- macht es Sinn, mittels nzeige in einer örtlichen Zeitung nach weiteren
Betroffenen zu suchen um den Verursacher einzugrenzen bzw. mit
mehr Nachdruck seine Interessen vertreten zu können ?

Vielen Dank im voraus für eure Antworten und

trotz Allem......... Schöne Weihnachten !

40 hz
hifi
Beiträge: 1057
Registriert: 15.01.2009
userprofil: dauerhaft Schlafgestörter
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von hifi »

Hallo 40 hz

Es freut mich, dass du deine Fragen an dieses Forum heranträgst. Danke.

Notiz zum Tinnitus: Ich finde es äusserst fragwürdig, den Standpunkt zu vertreten, dass bei Brummtonbetroffenen Tinnitus ausscheidet. Auch wenn der Brummton eindeutig z.B. bei mir mit den Verkehrsteilnehmern auf der Strasse und in der Luft kommt und geht, kann man dann Tinnitus ausschliessen? Ich finde im Gegenteil: Wichtig ist, dem medizinische Aspekt und damit die Langzeitwirkung auf unser Nervensystem die nötige Beachtung zu schenken. Ich würde die Frage einfach offen lassen, ob Tinnitus im Spiel ist oder nicht.

Tieffrequene Töne beim Hörgerätakustiker: Leider auch bei meinen Kontakten bisher kein Thema.

Weitere Betroffene: Seit ich mich mit der Brummtonplage beschäftige, hege ich den Plan, Blind-Befragungen also proaktiv Leute an lärmexponierten Arbeit- und Wohnorten über das Wohlbefinden (z.B. Depressionen, Herzklopfen) zu befragen. Damit könnte das Fernziel erreicht werden, über die für die Allgemeinheit vernachlässigbare Grösse, welche die Zahl der 'aktiven' Brummgeplagten heute darstellt, hinauszuwachsen. Nur so wäre mehr Druck für unser Anliegen zu machen, u.a. die an die Präferenzen des Ortes und der Menschen angepasste Grenzwerte der Immissionen zu fordern. Gerne würde ich die oben erwähnte Bürgerinitiative kennen lernen.

Gegenwärtig arbeite ich an einem Fragabogen. Andere User erzielen beachtliche Resultate mit ihren Messungen. Könnte sein, dass wir 2012 mit einem für unsere Zwecke erforderlichen Equipement gegenseitig unsere Klangkulisse in unser Umgebung protokollieren und so auch Vergleichen anstellen können? Ich fände das eine sehr gute Basis!

Welche Micros, welches Frequenzanalyseprogramm, welche Hz berücksichtigt werden müssten, diese Fragen werden hier gegenwärtig von engagierten Teilnehmern kompetent diskutiert, und das bei Gotteslohn.

Da wir nur eine handvoll Leute sind, bleibt die Arbeit manchmal lange liegen. Gedämpfte oder besser hartnäckige Erwartungen sind förderlicher, als das Dreinschiessen. Bei einer so komplexen Fragestellungen können leider nicht alle Themen aufs Mal diskutiert, geschweige denn bewältigt werden.

Du hast das Ordnungsamt und das Umweltamt angewiesen und diese wurden aktiv. Wäre es eine Möglichkeit, die Messungsprotokolle hier zu diskutieren. Ggf. im geschützten Bereich?

Beste Grüsse und ruhige Tage
Hifi
yewie56
Beiträge: 1537
Registriert: 11.10.2010
userprofil: Viernheim / Südhessen / Deutschland
Ing. Elektrotechnik / Informatik
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von yewie56 »

Meine Antwort muss ein paar Tage warten ...
obod0002
Beiträge: 1336
Registriert: 29.11.2010
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von obod0002 »

Hallo 40hz,
sorry für die späte Antwort, aber ich war über die Feiertage bei meinen Eltern in Hildesheim, ja, nicht sehr weit von Lehrte entfernt.

Danke für Deinen erstklassigen Beitrag und willkommen im Forum - ich möchte nicht "im Club" sagen.

Du sagst die "gehörte" Frequenz läge bei 40 bis 50hz. Kannst Du das mit eigenen Messungen einmal verifizieren? Mittlerweile ist das ja einfach und kostengünstig möglich.
Du schreibst daß es vor allem am Wochenende ruhiger ist. Das läßt zumindest die Möglichkeit, daß die Problemfrequenzen technischen Ursprunges sind.
Oder hast Du am Wochenende ein besonderes Hobby, bspw. laute Musik, Heimwerkern oder sehr viel Sport?

Du wohnst nicht zufällig an einer Grenze zwischen bebautem Gebiet und Freiflächen?
Bzgl. der Entfernungen: das ist je niedriger die Frequenzen sind desto schwerer zu sagen. Ich würde sagen, Du liegst mit bis 50hz noch in einem machbaren Rahmen.
Thema Dämmung: wichtig ist herauszubekommen wie der Schall sich in Dein Haus (?) überträgt? Kommt er über den Boden oder über die Luft. Bei Luftschallübertragung bringt eine Dämmung unterhalb der Erdoberfläche natürlich nix.
Grundsätzlich ist leider zu sagen, daß je niedriger die störende Frequenz ist, desto schwerer die Masse des dämmenden Bauteiles sein muß um effektiv zu sein - oder das Bauteil muß sehr dick sein. Styrodur möchte ich ohne die genauen Details zu kennen nicht ausschließen, aber ich möchte Dir hier keine unberechtigten Hoffnungen machen (bzgl. baulicher Veränderungen bin ich in diesem Forum wohl bis dato am weitesten gegangen; leider ohne Erfolg).

Mein Vorgehensvorschlag an Dich: setze eine Meßumgebung für Dich auf: Notebook oder PC, SpecLab, ggfls. 'ne Soundkarte und ein passendes Mikrofon (unter 30EUR ohne den Rechner). Du kannst dann Erfahrungen sammeln wo es lauter ist: im Keller oder in Räumen mit großen Fensterflächen, unter dem Dach oder draußen.

Deine Räume sind nicht zufälligerweise in mindestens einer Dimension zwischen 3,45m bis 4,25m groß?

Sehr gut und nicht zu lang ist dieser Beitrag:
http://brummforum.net/download/file.php?id=1295
Da steht auch, daß bei niedrigen Frequenzen sich die Wellen leider nicht so gut gegenseitig auslöschen wie dies bei höheren Frequenzen der Fall ist.

Bitte melde Dich bei Fragen (wenn es Dir bei bestimmten Punkten lieber ist, gerne auch als private Nachricht). Nur zusammen können wir es schaffen.
40hz
Beiträge: 6
Registriert: 14.10.2011
Wohnort: Lehrte
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von 40hz »

@hifi,

vielen Dank für Deine Antwort. Den Tinnitus habe ich zunächst mal
ausgeschlossen da ja tatsächlich tieffrequente Geräusche gemessen
wurden und meine Frau das auch hört (sogar bevor ich es gehört habe), Tinnitus erschien mir daher unwahrscheinlich.
Die Bürgerinitiative hinsichtlich der Gaskavernen heißt:
"Bürgerforum Gaskavernen Empelde" (bürgerforum-gaskavernen.de).
Das Schreiben des Umweltamtes mit den Meßdaten werde ich in den nächsten Tagen als PDF-Datei einstellen (Namen geschwärzt).
Gruß 40hz
40hz
Beiträge: 6
Registriert: 14.10.2011
Wohnort: Lehrte
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von 40hz »

@obod0002

Vielen Dank für Deine Antwort.

Zu eigenen Messungen: ich bin technisch nicht sonderlich versiert,
werde mich aber damit befassen (..müssen).

Hobbys: höre öfter mal freitags (abends) ein paar Stunden Musik
mit Kopfhörer (auch z.T. ziemlich laut, Metal etc). Werde mal darauf
achten ob das einen Einfluss auf mein Hörempfinden am Sa/So hinsichtlich des BT hat.

Wohnlage: ich wohne ca 150 m vom Waldrand entfernt. In dieser
Richtung liegen auch die WKA und das Kraftwerk.
Jedenfalls ist der BT auch in den Häusern meiner Nachbarn zu hören
(hören die natürlich nicht......)

Gruß 40 hz
40hz
Beiträge: 6
Registriert: 14.10.2011
Wohnort: Lehrte
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von 40hz »

@obod0002
Nachtrag: es sind Räume mit den fraglichen Maßen vorhanden:
Schlafzimmer: 4,01 x 3,70
Eßzimmer: 2,35 x 3,70, verbunden mit dem Wohnzimmer (5 x 6,20)
Kellerraum unter Schlafzi: 3,90 x 3,40.
Ist ein Fertighaus BJ 1975. Voll-Keller aus Kalksandstein,
EG Holzskelett, Giebelseiten verklinkert, sonst
HKW-Fassadenplatten, innen Spanplatten/Rigips.
DG nicht ausbaufähig (Holzständerwerk).

Gruß 40hz
obod0002
Beiträge: 1336
Registriert: 29.11.2010
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von obod0002 »

Zu eigenen Messungen: ich bin technisch nicht sonderlich versiert,
werde mich aber damit befassen (..müssen).
mache Dir da keine Gedanken.
Wenn Du weißt wie Du auf einem Windows-PC ein Programm installieren kannst ist der Rest einfach.
Und wenn nicht, bekommen wir das zusammen auch hin.
Die Grundlagenarbeit hier ist getan. Den zu Lobenden hatte ich ja schon erwähnt.

Aufgrund der genannten Maße und Deiner Aussage Du kannst deutliche Unterschiede in den Tagen hören wann's brummt und wann nicht, denke ich daß Messungen sehr schnell die lauteren Frequenzbereiche aufzeigen werden.
40hz
Beiträge: 6
Registriert: 14.10.2011
Wohnort: Lehrte
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von 40hz »

Ich stelle hier nun mal den Bericht der Region Hannover
bezüglich der Messungen in meinem Haus ein.
Insbesondere die zwischen 40 hz und 80 hz gemessenen Werte
liegen dicht an der genormten Hörschwelle, würde meine Einschätzung
der gehörten 40 bis 50 hz bestätigen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
hifi
Beiträge: 1057
Registriert: 15.01.2009
userprofil: dauerhaft Schlafgestörter
Kontaktdaten:

Re: Brummton-Problem in Hämelerwald

Beitrag von hifi »

Hallo und vielen Dank.

Gaskavernen ausbauen... Tut mir leid, dass ihr da davon betroffen seid. Die Folgen und die lauernden Gefahren davon sind schlicht unglaublich.

>Keine Hinweise auf schädliche Umwelteinflüsse< Hm.

Ich habe die Messung Umweltamt kurz überflogen. Da gibt es auf jeden Fall was zu messen.

Notiz nebenbei auch an obod0002: Wir müssen irgend wann mal näher klären, wie wir das Leiden durch Brummton zu definieren wollen, wenn nur ein einzelner oder einer gemeinsam mit Lebenspartner oder eine ganze Gemeinde davon betroffen ist.
Antworten